Zürcher schreibt weltweit erstes Bienenkochbuch

    100 Tonnen Bienen landen jährlich auf dem Müll! Warum? Wir können sie doch essen! «Beezza!Das Bienenkochbuch» von Daniel Ambühl ist eine Anleitung zur Ernte und Zubereitung von Drohnenwaben der Honigbienen.

    (Bild: zVg) Pizza mit Bienenlarven auf der Titelseite – weitere Rezepte der bisher noch unkonventionellen Art gibt’s im Buch von Daniel Ambühl

    Allein in der kleinen Schweiz werden von den Imkerinnen und Imkern jedes Jahr 100 Tonnen Larven und Puppen der männlichen Honigbienen ausgeschnitten und auf den Müll gekippt. Dieses Verfahren zur biologischen Eindämmung der Varroamilben praktiziert man in Europa seit rund 30 Jahren und wird von vielen Bieneninstituten, auch vom eidgenössischen Zentrum für Bienenforschung an der Forschungsanstalt Agroscope in Liebefeld, empfohlen. Warum aber müssen wir diese Bienen wegwerfen? Wir können sie doch als hochwertigstes Lebensmittel nutzen. Der Autor des Bienenkochbuches, der Schweizer Künstler, Pilz- und Insektenzüchter Daniel Ambühl, zeigt auf, wie die Bienen geerntet und zubereitet werden können. Zwar dürfen diese Produkte aus den einheimischen Imkereien noch nicht offiziell als Lebensmittel verkauft werden, weil dazu erst das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) die Honigbienenlarven und Puppen als Lebensmittel zulassen müsste, aber privat dürfen alle so viel Bienen essen wie sie möchten. Und genau dies empfiehlt Ambühl und zeigt auch, wie es geht.

    Buch sorgt für viel Wirbel
    Ambühls erklärtes Ziel ist es, Apis mellifera, die Honigbiene, auf die Liste essbarer Insekten der Schweiz und EU zu bringen. Damit könnte nebst Honig, Wachs, Pollen, Gelée Royale, Propolis und dem Bienengift ein weiteres hochwertiges Produkt aus unseren Imkereien auf den Markt kommen. Ohne, dass etwas produziert werden muss, allein mit der Nutzung dieses «Abfalls», könnte in der Schweiz sofort ein Mehrwert von mindestens fünf Millionen Franken jährlich generiert werden. In Europa sind es weit mehr als das Zehnfache. Das Geld würde zu einem grossen Teil den Imkerinnen und Imkern zugutekommen, die mit ihrer Bestäubungsleistung einerseits einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg unserer Landwirtschaft leisten, aber andererseits den geringsten Stundenlohn aller Landwirtschaftstätigkeiten erhalten: 7.80 CHF pro Stunde in der Schweiz, ein Drittel des gesetzlichen Mindestlohnes. Ausserdem könnte die Ernte der Drohnenbrut die Bemühungen zur biologischen Eindämmung der Varroamilbe fördern. Das Buch hat in Fachkreisen für grossen Wirbel gesorgt und wurde in vielen Medien besprochen.

    Einstieg in ein neues Kochzeitalter
    Nun soll das Buch auch in einer englischen Ausgabe erscheinen. Auf der Crowdfunding Plattform Wemakeit ist die Aktion am 2. November gestartet. «Es ist wichtig, dass die Initiative der FAO für eine nachhaltige Verbesserung der weltweiten Ernährungssicherheit mit essbaren Insekten nicht auf dem medialen, politischen und behördlichen Parkett scheitert», so Ambühl: «Beginnen wir doch einen Einstieg ins neue Kochzeitalter der Entomophagie mit dem beliebtesten Insekt, das wir hier schon seit Jahrhunderten hegen und pflegen, den Bienen. Einen besseren Ruf hat wohl kein Insekt bei uns: Fleissig, sauber, Sommer, Sonne, Blümchen, Süsse … Ausserdem sind viele dieser 100 Tonnen vernichteter Bienen in Biobetrieben hergestellt, in Lebensmittelbetrieben, mit Seuchenmanagement, klaren Haltungsbedingungen, Kontrollen durch Bieneninspektoren und Kantonale Labors, in jedem Dorf der Schweiz, grade um die Ecke. Warum also sollen wir Mehlwürmer züchten als essbare Insekten, solange wir jedes Jahr 100 Tonnen der noch viel schmackhafteren und besseren Bienen auf den Müll werfen?»

    da / ub

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